Fehlerübungen – ja oder nein?
In der am Freitag vorgestellte LRS-App gibt es einige Übungen, wie „Was ist richtig geschrieben?“ oder „Was ist richtig?“. Je nach Schwierigkeitseinstellung sehen die Kinder dann verschiedene Schreibweisen eines Wortes, von denen eins richtig ist. Auch in den Schulen wird diese Art von Fehlerübungen oft angeboten. Sind solche Übungen für legasthene Kinder überhaupt sinnvoll? Gerade bei legasthenen Kindern soll vermieden werden, dass sich falsche Wortbilder einprägen.
Dennoch haben diese Übungen ihre Berechtigung, wenn man Folgendes berücksichtigt: die Kinder sollen bereits ein Grundwissen über Rechtschreibstrategien erworben haben. Die drei wichtigsten Rechtschreibstrategien sind: Silbieren, Verlängern und Ableiten.
Silbieren bedeutet, dass man beim genauen Sprechen jeden Buchstaben einzeln heraushören kann, z.B. bei Wörtern wie: Piratenhut, Tomatensalat, Apfelbaum, usw.
Beim Verlängern wird ein Wort länger gemacht, um festzustellen, welchen Buchstaben man am Ende schreiben muss, z.B. Hund wird mit „d“ am Ende geschrieben, denn es heißt: Hun-de; König wird mit „g“ am Ende geschrieben, denn es heißt: Kö-ni-ge.
Beim Ableiten geht es um die Verwechslung von eu/äu oder e/ä. So schreibt man „Häuser“, da das von „Haus“ abgeleitet wird oder „Bäume“, da das von „Baum“ abgeleitet wird. „Hemden“ dagegen schreibt man mit „e“, da es von „Hemd“ abgeleitet wird.
Wenn Kinder diese Rechtschreibstrategien beherrschen, kann man durchaus Übungen machen, wie „Was ist richtig: Hund oder Hunt?“, da das Kind so sein Wissen um die Rechtschreibstrategien einsetzen kann. ABER erst dann, wenn ein Kind diese Strategien beherrscht. In der Schreiblernphase sollte man von diesen Übungen unbedingt absehen, da diese die Kinder zu viel verunsichern. Hier ist auch der Haken. Allzuoft werden solche Übungen eingeführt, bevor Kinder dieses Grundwissen erworben haben. Oder die verschiedenen Rechtschreibstrategien werden durcheinander geübt. Die drei Rechtschreibstrategien Silbieren, Verlängern und Ableiten bauen aufeinander ab. Erst wenn ein Kind eine Rechtschreibstrategie beherrscht, soll man die nächste einführen. Dabei soll man dem Kind Zeit lassen und nichts übereilen.
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