Sprachentwicklungsstörungen aus Neurowissenschaftlicher Perspektive

Sprachentwicklungsstörungen aus Neurowissenschaftlicher Perspektive

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Auf der 20. Fachtagung des EÖDL referierte Dr. Jens Brauer über „Sprachentwicklungsstörungen aus Neurowissenschaftlicher Perspektive“. Dr. Brauer stellte Ergebnisse aus seiner Sprachentwicklungsforschung vor, u.a. welche Probleme beim Spracherwerb entstehen können und welche Vielfalt an Methoden verwendet wird, um dies zu erforschen.
Zunächst stellte er einen kleinen historischen Abriss zur Sprachentwicklungsforschung dar. Wo ist Sprache im Gehirn verortet? Dr. Brauer erzählte über die Forschungsergebnisse vom französischen Arzt Paul Broca und dem deutschen Neurologen Carl Wernicke. Aufgrund ihrer Forschungen entstand am Ende des 19. bzw. am Anfang des 20. Jahrhunderts ein Modell der Sprachverarbeitung. So finden Sprachproduktionsprozesse eher im Broca-Areal statt, Sprachverstehensprozesse eher im Wernicke-Areal. Heute wissen wir, dass das alles ein wenig komplexer ist. Dennoch sind beide Areale wichtig für die Sprachverarbeitung.
Sprachverständnis und Sprachproduktion sind eine Funktion des Gehirns. Kinder können relativ schnell sprachrelevante Aspekte verarbeiten und selber Sprache produzieren. Daraufhin ging Dr. Brauer auf die neurobiologischen Grundlagen des Spracherwerbs beim Menschen ein. Einerseits sind natürlich die Gene dafür wichtig, aber auch die soziale Komponente. Denn ohne soziale Interaktion gibt es keine Sprache. Allein die Fähigkeit des Gehirns, Sprache zu verstehen und zu produzieren reicht nicht. Ohne Austausch findet keine Sprachverarbeitung statt.
Das führt zu den Forschungsfragen, mit denen sich Dr. Brauer am Max-Planck-Institut beschäftigt:

  • Wie verarbeitet das menschliche Gehirn Sprache?
  • Wie erwirbt das Kind diese Fähigkeit?
  • Was sind die hirnstrukturelle und hirnfunktionelle Korrelate von Störungen im Spracherwerb?

Um das festzustellen verwendet Dr. Brauer eine breite Palette an Methoden, wie z.B. MRI und EKP, deren Ablauf er kurz darstellte. Was passiert nun, wenn Kinder ihren Eintritt in die Sprache vornehmen? Die ersten sprachlichen Schritte von Kindern basieren auf prosodischen Informationen. Sie können noch keine semantischen Einzelheiten verstehen, aber sie können schon sehr gut den Fluss, also die Intonation und Satzmelodie verstehen. Dr. Brauer zeigte wie man anhand verschiedener Tests festgestellt hat, dass bereits 2 Monate alte Säuglinge in der Lage sind, lange und kurze Silben voneinander zu unterscheiden. Das führt zu der Hypothese, dass eine der zugrundeliegenden Ursachen bei Spezifischer Sprachentwicklungsstörung (SSES) eine Störung bei der Verarbeitung prosodischer Information sein könnte. Es hat sich bestätigt, dass bei Kindern mit SSES-Risiko bereits im Alter von 2 Monaten eine Störung beim Unterscheiden von langen und kurzen Silben zu erkennen ist. Das führt wiederum zu der Frage, ob das auch für die spätere Sprachentwicklung etwas zu sagen hat.
Sehr spannend wurde es, als Dr. Jens Brauer – auch mit Klangbeispielen – zeigte, dass 4 Monate alte Babys die rhythmischen Strukturen ihrer Muttersprache bevorzugen. Oder hätten Sie gewusst, dass schon der Schrei eines Säuglings sprachspezifisch ist?
Dr. Brauer präsentierte noch mehr Forschungsergebnisse. Wichtig ist, dass die Forschungen ergeben haben, dass die Entwicklung der Sprachfunktionen mit der Reifung und Entwicklung von Netzwerkverbindungen des Gehirns eng verbunden ist. Es gelang Dr. Brauer dabei, schwierige Inhalte verständlich und klar darzustellen.

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