Legastheniker benützen Hörbücher

Legastheniker benützen Hörbücher

Positiver Einfluss auf Leseverhalten

von: Gertrude Schulte

Die seit über 80 Jahren existierende dänische Bibliothek Nota offeriert ihre Medien Menschen, die Probleme mit dem Lesen von Schwarzschrift haben, also an Menschen mit Seh-, Lese-, Lernschwächen bzw. mit (anderen physischen) Behinderungen, welche das Lesen von Büchern in Schwarzschrift verunmöglichen. Bücher, Zeitschriften und Zeitungen werden in Hörbücher, E Books, Brailleschrift-Texte oder auch Braille-Musik umgewandelt.

Nota hat eine Studie in Auftrag gegeben, um das Leseverhalten junger Menschen mit Legasthenie/Dyslexie im Zusammenhang mit dem Buchangebot von Nota zu evaluieren. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf den Aspekt des Lernens gelegt.

Die Hörbücher von Nota werden im DAISY-Format angeboten, die Inhalte sind somit in mehreren Stufen abrufbar, also ein leichtes Navigieren und Springen zwischen Kapiteln, Unterabschnitten, Fussnoten, Glossaren und anderen Anhängen sowie das Setzen von Lesezeichen ist möglich. Dieses Angebot von Hörbüchern im DAISY-Format bedeutet, dass die Möglichkeit besteht, und sie wird von der Mehrheit der Nutzer auch in Anspruch genommen, den Text in Schwarzschrift zu lesen (in Buchform oder am PC) während man ihn synchron per Audio-Buch mithört. Dies betrifft 76% der Nutzer. Nur etwa ein Drittel gibt an, beim Hören von Audio-Dateien den Text in Schwarzschrift nicht mitzulesen. Mit anderen Worten, das gleichzeitige Hören erleichtert für die Mehrzahl der Legastheniker die Aufnahme und das Behalten von Lese- und Lerninhalten, da das Hörverstehen oft besser entwickelt ist als das Leseverstehen.

Die Inanspruchnahme von Nota durch die HörerInnen erfreut sich sehr großer Beliebtheit. Für etwa ein Drittel der Nutzer von Nota (mehr als 30%) stellen die Audio Bücher einen wesentlichen Bestandteil ihres Lesens und ihres Wissenserwerbes dar, dies betrifft somit eine sehr große Anzahl von Nutzern. Bei Nicht-Seh- oder Lese Behinderten oder von anderen Behinderungen Betroffenen, die Leser und Nutzer herkömmlicher Bibliotheken sind, beläuft sich der Prozentsatz der Audio-Buch-Nutzungen auf ein Minimum dessen (3%). Dies ist auch im Zusammenhang mit Schulbüchern interessant: mehr als die Hälfte (51%) der Audio-Bücher in Anspruch nehmenden Nutzer erhalten/erhielten einige ihrer Schulbücher als Audio-Bücher. Außerdem zeigte sich eine positive Korrelation zwischen der Verwendung von Hörbüchern und dem Erledigen von Hausaufgaben. Jene Kinder, welche jeden Tag Audio-Bücher hören, machen auch jeden Tag Hausaufgaben.
Mit anderen Worten, die Unterstützung durch die Hörbücher ist DER Weg für Lese- und Sehbehinderte bzw. Menschen mit Lernschwächen, um sich Wissen anzueignen. Oft der einzige Weg!

Die Studie zeigt weiters, dass Hörbücher ein besonders bedeutendes Werkzeug für die jüngeren Nutzer darstellen, welche sich außerdem selbst als die schwächsten Leser empfinden. Sie sind sich überaus der Tatsache bewusst, dass ihre Leseprobleme ernste Konsequenzen für ihre Zukunft haben kann, acht von zehn geben an, dass sie daher ihre Freizeit oder Ferien nützen, um sich bessere Lesefähigkeiten anzueignen. Interessantes Detail: unter den 12jährigen Nota-Nutzern hören 40% jeden Tag oder mehrmals die Woche Audio-Bücher!

Eine Mitgliedschaft bei der Hörbücherei, in diesem Fall „Nota“, stellt einen aktiven Schritt zu besseren Lernbedingungen und Unterstützung und Hilfestellung dar. Besonders auf Kinder mit Legasthenie trifft dies zu, sie sind auch in der Schule erfolgreicher als Kinder, welche keine Nota-Mitglieder und Nutzer sind. Außerdem geben sie an, sich in der Schule glücklicher zu fühlen (60%). Dies betrifft besonders die aktivsten Nota-Nutzer, die 12-16jährigen HörerInnen. Weiters fand die Studie heraus, dass sich durch die Verwendung von Notas Hörbüchern und E-Books die Fähigkeiten bezüglich Hören, Erinnerungsvermögen, Buchstabieren und Schreiben verbessern.
Was den weiteren Ausbildungsweg betrifft, so planen insgesamt 62% der Nota-Nutzer eine weiterführende Schul- bzw. Berufsausbildung, wobei ein Teil davon (19%) dies nach Besuch einer Art „Übergansschule“ vorhaben. Diese Zahlen liegen höher als bei HörerInnen mit Schwächen, die nicht Mitglied von Nota sind.

Es zeigt sich ein sehr positiver Einfluss durch die Verwendung von Hörmedien auf den Wissenserwerb, die Gewohnheiten von Schülern bei dem Erledigen der Hausaufgaben, den Lesegewohnheiten und dem Wohlbefinden in der Schule, sodass die Befragten weiterhin mit Studien begleitet werden, um deren Werdegang zu verfolgen. Die Nutzung einer Hörbücherei stellt somit einen immens fördernden Beitrag ihrer NutzerInnen zu Lernen und Behalten von Inhalten, eine Erleichterung zum Zugang zu Informationen dar, erleichtert und bereichert das Leben von Seh-, Lese- und Lernschwachen Menschen in großem Ausmaß.

In Österreich gibt es ebenfalls eine solche Hörbücherei, die den gleichen Service anbietet: die Hörbücherei in Wien, welche überdies Hörbücher im eigenen Studio produziert. Hier können auch Menschen mit Legasthenie bzw. Dyslexie Mitglied werden. Die Hörbücherei verfügt über ein alle Genre abdeckenden Bestand von über 5.000 Audio-Büchern, der jedes Jahr um ca. 1.000 Titel erweitert wird. Die Bücher werden kostenfrei in ganz Österreich versand. Derzeit geplant ist überdies eine Kooperation mit der webbasierten Bibliothek „Bookshare“ in den USA, was einen Zugang zu 30.000 barrierefreien Titeln in mehreren Sprachen bedeutet. Nähere Informationen finden sich unter: www.hoerbuecherei.at .

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