ADHS – Neurobiologische Ursachen und neue nichtmedikamentöse therapeutische Ansätze

ADHS – Neurobiologische Ursachen und neue nichtmedikamentöse therapeutische Ansätze

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Dr.med.univ. Manuel Treven sprach auf der 20. Fachtagung des EÖDL über „ADHS – Neurobiologische Ursachen und neue nichtmedikamentöse therapeutische Ansätze“. Da nicht selten legasthene Kinder als ADHS-Kinder eingestuft werden, war es sehr interessant, mehr darüber zu erfahren.
Zunächst stellte Dr. Treven, dass Klassifikationsschema nach ICD-10 und nach DSM-IV vor. Für ADHS gibt es nach wie vor keinen Test, der ADHS eindeutig bestätigen kann. Stattdessen richtet sich die Diagnose nach klinisch beobachteten Symptomen. Aber klinische Symptome sind schwer von normalem kindlichem Verhalten zu unterscheiden. Nach dem Diagnosekonzept gibt es eine relativ strenge Einteilung in die Kategorien krank oder nicht krank. Dr. Treven plädierte dafür, dass eine Einteilung anhand eines mehrdimensionalen Spektrums und eines zeitlichen Kontinuums interessanter wäre. Seit DSM IV hat es eine Inflation der Diagnosen gegeben. ADHS ist dabei ein Paradebeispiel, wo die Grenze zwischen krank und gesund liegt.
Darauf ging Dr. Treven auf Ursachen von ADHS ein. Die Behauptung, dass ADHS genetisch bedingt sei, ist immer noch nicht geklärt. Es handelt sich hierbei um komplexe Systeme, die immer noch nicht vollständig verstanden werden. Wichtig dabei ist, dass die Suche sich nicht nach spezifischen ADHS-Genen richtet, sondern nach Genen, die Hirnentwicklung und neuroendokrine Prozesse steuern. Dr. Treven warnte davor, dass eine Fokussierung auf genetische Risikofaktoren zu einer weiteren Pathologisierung führt. Man traut den betroffenen Kindern von vornherein nichts mehr zu und was sie aus ihrem Potenzial machen könnten. So findet eine weitere Stigmatisierung statt, welche zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung führen kann.
Dr. Treven bemerkte auch, dass Gene die Grundausstattung sind. Was man daraus macht, entscheidet das Leben. Denn Gene sind nicht die unveränderliche Basis für die Eigenschaften eines Organismus, Gene werden durch Umweltfaktoren aktiviert und deaktiviert. Dann ging Dr. Treven auf verschiedene Stress- und Triggerfaktoren ein, die mit ADHS zusammenhängen können.
Was Diagnostik und Therapie betrifft, gibt es eine Lücke zwischen dem, was heute machbar ist und der praktischen Anwendung. ADHS ist ein komplexes System, das nach einer komplexen multifaktoriellen Therapie fragt. Die Ursachen für chronischen Stress müssen erkannt und individuell behandelt werden. Man braucht individuelle Therapiekonzepte. Das alles kostet Zeit und Geld und aufwändige Therapieansätze. Die einfache Lösung in unserer leistungsorientierten schnelllebigen Zeit: Ritalin. Das ist schade, aber leider eine Tatsache. Während 1993 noch 34 Kilogramm Methylphenidat in Deutschlands Apotheken abgegeben wurden, so waren es 2011 1760 Kilogramm.

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  2. […] Auf der 20. Fachtagung des EÖDL am 24.5.2014 in Salzburg hielt der praktische Arzt Dr. Manuel Treven einen Vortrag zum Thema „ADHS – Neurobiologische Ursachen und neue nichtmedikamentöse therapeutische Ansätze“. Auch wenn wir seine Schlussfolgerung zum Thema „Methylphenidat“ nicht in der von ihm dargestellten ausschließlichen Form teilen, gefällt uns doch sein ganzheitlicher Ansatz. Die Folien zum Vortrag finden Sie auf der Seite des EÖDL. […]

  3. […] Dr.med.univ. Manuel Treven sprach auf der 20. Fachtagung des EÖDL über “ADHS – Neurobiologische Ursachen und neue nichtmedikamentöse therapeutische Ansätze”. Da nicht selten legasthene Kinder als ADHS-Kinder eingestuft werden, war es sehr interessant, mehr darüber zu erfahren. Für ADHS gibt es nach wie vor keinen Test, der ADHS eindeutig bestätigen kann. Dr. Treven plädiert für individuelle Therapiekonzepte. Diese kosten allerdings Zeit und Geld und so greift man leider allzuoft zur einfacheren Lösung: Ritalin. ZUM BERICHT […]

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